Wunschkaiserschnitt
Als in meinem Bauch Leben entstand, erlebte meine Psyche eine wahre Berg- und Talfahrt. Wir lebten in der Türkei und in den Tag hinein, als sich Mathilda ankündigte. Für mich war es zunächst ein Schock.
Es folgten Blutungen, Panikattacken, Ohnmachtsanfälle und sechs Wochen Dauerübelkeit. Doch je mehr mein Bauch wuchs, umso mehr färbte sich die Welt rosa. Und ich bereitete mich auf die Ankunft meines Engels vor.
Kurz vor der Geburt überraschte mich mein Liebster. Er war nie vorher in Deutschland und hatte nun aber ein Visum bekommen. Mathilda würde in Deutschland zur Welt kommen.
Ich entschied mich für einen Wunschkaiserschnitt. Ende September erlebten wir ein Feuerwerk der Gefühle. Nach kurzen Vorbereitungen wurde ich in den OP des Kreißsaals verlegt. Überall empfingen mich warme, freundliche Augen über vom Mundschutz verborgenen Gesichtern. Die Spinalanästhesie schmerzte nicht und wirke sofort. Ich wurde desinfiziert und in grüne Tücher gepackt. Eine warme Hand streichelte mich und erklärte, wenn ich einen Druck im Oberbauch spüre, steht die Geburt unmittelbar bevor. Kurze Augenblicke später war es soweit. “Jetzt wirst du Mama!” schoss es mir durch den Kopf und lautlos flossen Tränen des Glücks über mein Gesicht. Ich hörte einen Schrei und jemand sagte: “Ein Mädchen!” Papa empfing sie im Vorraum und gab ihr den Namen Mathilda Emilia, während die Ärztin ihren Körper untersuchte. Sie war wunderschön. Eine halbe Stunde später verließ ich den OP.
Mathilda hat unsere Welt verändert. Sie gab unserem aufregendem, leeren Leben einen Sinn. Seitdem dreht sich die Welt noch runder. Die Familien sind zusammengewachsen. Unser erster Besuch bei Oma in der Türkei verlief genauso problemlos wie die ersten Wochen mit unserem Sonnenschein.
Christiane (28), Jena
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